Hruschka in der Uniform eines Majors (1857 – 1865). Fotografie aus dem Besitz der Töchter Hruschkas
I. MAJOR FRANZ EDLER VON HRUSCHKA UND SEINE FAMILIE

Die Familie von Hruschka stammt aus Schlesien. Der Großvater des Erfinders Franz Jan Hruschka war Verwalter auf dem Großgrundbesitz des Barons von Bereczky in Bravantice (Brosdorf) im Landkreis Bilovec (Wagstadt). Er war verheiratet mit Jana Nepomucená, geborene Herrmannová aus Bravantice.

DER VATER DES ERFINDERS

Franz Ludwig Augustin von Hruschka wurde am 25. August 1787 in Bravantice (Brosdorf) geboren. Nach dem Studium der Philosophie in Prag trat er am 7. Juli 1804 freiwillig den aktiven Militärdienst an und wurde dem mährischen Regiment der Feldartillerie in Olmütz (Olomouc) zugeteilt. Bereits im darauffolgenden Jahr kämpfte er in der Umgebung von Ulm und Nürnberg. Er befand sich in einer Kolonne, die mit ihrem Wagemut die Armee vor einem Verlust der Operationskasse und den Erzherzog Ferdinand vor einer Gefangennahme bewahrte. Der Vater von Hruschkas geriet selbst in Gefangenschaft, es gelang ihm jedoch zu fliehen und noch im selben Jahr kämpfte er wieder bei Iglau (Jihlava). Am 1. November 1806 wurde er zu den Bombardieren versetzt, deren ständige Garnison in Wien war und mit der er am Französischen Krieg (1814-1815) teilnahm. Er heiratete im Rang eines Stabsfeuerwerkers in Wien am 30. März 1818. Seine Ehefrau Anna war die Tochter des Oberleutnants des zweiten Artillerie-Regiments Jakob Simon und seiner Ehefrau Eleonore. Im Jahre 1819 wurde der Vater Hruschkas zum Unterleutnant ernannt und gleichzeitig zum vierten oberösterreichischen Regiment der Feldartillerie versetzt, dessen Garnison damals in Budweis (České Budějovice) war. Noch während seines Aufenthaltes in Wien wurde sein Sohn Franz geboren, der spätere Erfinder der Honigschleuder. Mit seinem Regiment nahm Hruschkas Vater am Neapolitanischen Krieg teil und im Jahre 1824 wurde er zum Oberleutnant befördert. Im Jahre 1827 wurde er nach Graz versetzt. 1836 wurde er zum Kapitän-Leutnant befördert, 1839 zum Hauptmann und gleichzeitig wurde er zurück nach Olmütz zum gleichen Regiment versetzt, bei dem er seine militärische Karriere begonnen hatte. Bei diesem Regiment, dessen Kommandant ab dem Jahre 1841 Josef Juttner war, Mitglied der Königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, korrespondierendes Mitglied der Patriotisch-wirtschaftlichen Gesellschaft und Ehrenmitglied des Patriotischen Museums in Prag, verblieb Hruschkas Vater bis zum Jahre 1844, als er nach Königgrätz (Hradec Králové) verlegt wurde. Im Jahre 1848 wurde er zum Major ernannt und gleichzeitig zur Kommandantur der Artillerie des Venezianischen Gebietes verlegt. Eine kurze Zeit wurde er der Garnison in Verona zugeteilt, bis er letztendlich Kommandant der achten Abteilung der Artilleriewaffenverwaltung für Dalmatien mit Sitz in Zadar wurde. Im gleichen Jahr wurde er in den Adelsstand erhoben. Zu dieser Zeit gehörte er jedoch bereits nicht mehr zur Führung des Felddienstes. Am 8. Juli 1857, also genau mit siebzig Jahren, wurde er im Rang eines Oberstleutnants pensioniert. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Graz, der Stadt der militärischen Pensionäre, wo er am 22. Oktober 1862 verstarb, ohne den imkerlichen Ruhm seines Sohnes zu erleben.

DER ERFINDER DER HONIGSCHLEUDER

Major Franz Edler von Hruschka wurde am 13. März 1819 in Wien geboren. Seine Kindheit verbrachte er jedoch in Budweis (České Budějovice). Im Jahre 1827 zog er mit seinem Vater nach Graz um. Dort besuchte er die normale Schule und drei Klassen der lateinischen Schule. Mit vierzehn Jahren wurde er eingezogen und als Kadett des 19. Infanterieregiments Hessen-Homburg wurde er der Kadetten-Kompanie in Graz zugeteilt. In der Kadettenschule lernte er auch Tschechisch. Sein Lehrer für tschechische Sprache war der Kapitän-Leutnant Ondřej Krček. Nach drei Jahren absolvierte er im Jahre 1836 die Kadettenschule und trat bei seinem Regiment an, dessen Garnison zu dieser Zeit in Wien war. Nach einigen Tagen jedoch wurde er zum ungarischen Regiment Bakonyi Nr. 33 versetzt, dessen Garnison in Mailand war. An seinen Aufenthalt in Mailand, der „ein ganzes Jahrzehnt angenehmster Erinnerungen in sich barg, in denen er die Träume der Jugend träumte und seine ersten Sporen verdiente“, erinnerte sich von Hruschka auch später gern. Im Jahre 1840 wurde er zum Fähnrich ernannt, 1844 zum Leutnant. Der Regimentsstab wurde währenddessen nach Zadar verlegt, aber von Hruschka diente, wie es scheint, weiterhin in Italien. Im turbulenten Jahr 1848 trat er den Dienst bei der Marine an und wurde gleichzeitig zum Bootsfähnrich befördert.

Aus dieser Zeit blieb die Qualifikationsurkunde von Hruschkas erhalten. Darin steht, dass von Hruschka ein schlauer Kopf von ausgesprochenem Talent sei; seine Freizeit und seine bescheidenen Mittel widmete er der Konstruktion eines Geräts, mit dem es möglich wäre, schnell und genau nach der Natur zu zeichnen und das für das Malen von Landschaften wie auch von Personen geeignet wäre. Im Jahre 1844 erfand sein schöpferischer Geist ein Boot, mit dem sowohl gesegelt als auch gerudert werden konnte. In dem Rang eines Bootsfähnrichs bekam er als Kommandeur der Ruderflotte das militärische Verdienstkreuz mit Kriegsdekoration für eine erfolgreiche Operation bei Caorle während der Blockade von Venedig. Im gleichen Jahr beteiligte er sich als Artillerieoffizier der Kriegsfregatten Gueriera und Juno an der Belagerung von Ancona. Im Jahre 1849 wurde er zum Fregattenleutnant ernannt. Bald darauf, im Jahre 1850, heiratete er Antonie Albrecht. Im Jahre 1852 wurde er zum Marineleutnant ernannt.

Im Jahre 1854 bekommt er eine lobende Anerkennung für die entschiedene und wirksame Führung des Schiffs Delfin während eines mehrtägigen Seesturms. Nach zwei Jahren jedoch kehrte er zur Infanterie zurück und wurde dem Infanterieregiment von Culoz Nr. 31 zugeteilt. Im Jahre 1857 wurde er zum Major befördert und gleichzeitig zum Ortskommandeur in Legnago, einer kleinen Stadt am unteren Lauf des Flusses Adige (Etsch) in der Provinz Verona, ernannt. Mit dieser Ernennung endet auch die militärische Karriere von Hruschkas. Am 1. August 1865, also im gleichen Jahr, in dem er seinen imkerlichen Ruhm begründete, wurde er in den ständigen Ruhestand geschickt. Als sein Domizil erwählte er das Städtchen Dolo in der Provinz Venedig, wo er ein kleines Gut besaß, das seine Frau als Mitgift in die Ehe einbrachte.

Hruschka mit Ehefrau und Kindern: Links Sohn Friedrich, in der Mitte Tochter Antonie, rechts Tochter Marie. Fotografie aus dem Besitz der Hruschka-Töchter
VON HRUSCHKAS EHEFRAU

Seine Ehefrau lernte von Hruschka im Jahre 1848 kennen, also in der Zeit, in der er Marinekapitän war. Er lag mit seinem Schiff in Terst vor Anker. Nach dem Nachtdienst übergab er die Führung an den ersten Offizier und ging zu Bett. Er wurde jedoch bald wieder gerufen, da zwei adlige Damen, die Gräfin von Schönborn mit ihrer Tochter, auf sein Schiff kamen und das Schiff zu besichtigen wünschten. Der Kapitän wurde hinzugezogen, um die teuren Besucherinnen zu betreuen. Das war der Beginn der Bekanntschaft von Hruschkas, die fast zwei Jahre dauerte. Zu Beginn war sie völlig aussichtslos. Von Hruschka war zwar für sein Alter bereits ein höherer Offizier, aber dabei völlig mittellos. Am Ende gab die Gräfin von Schönborn der Hartnäckigkeit ihrer Tochter nach, aber mit von Hruschka hat sie sich nie abgefunden. Die Familie ihrer Tochter besuchte sie nur selten. Sie schickte den Kindern zwar hin und wieder ein Geschenk oder einen Zuschuss zum Haushalt, aber ihr Herz blieb verschlossen.

Die Gräfin von Schönborn war nicht die eigentliche Mutter der Frau von Hruschka, diese war die Tochter zweier bürgerlicher Eltern, Josef und Antonie Albrecht. Sie wurde im Jahre 1824 in Moor in Ungarn geboren und wurde später von der Gräfin von Schönborn adoptiert. Als sie von Hruschka kennen lernte, war sie schon fast 25 Jahre alt. Die Gräfin von Schönborn gab ihrer Adoptivtochter eine beträchtliche Mitgift: 12.000 Gulden. Außerdem bekamen die jungen Eheleute als Mitgift das Gut in Dolo und ein Haus in Venedig, genannt Palazzo Brandolin-Rota. Die Hochzeit fand 1850 statt. Nach der Hochzeit wohnte von Hruschka einige Zeit in Pula, später in Venedig. Mit seiner Ehefrau trat von Hruschka niemals in der Öffentlichkeit in Erscheinung, er fuhr mit ihr nie auf Versammlungen und nahm mit ihr nicht an imkerlichen Gesellschaften teil, ja er redete sogar niemals über sie.

Und so kennen wir die Ehefrau von Hruschkas nur aus kurzen Nachrichten, die die häufigen Besucher der Bienenstände von Hruschkas hinterlassen haben. In diesen kurzen Nachrichten erinnern sich die Besucher an Frau von Hruschka nicht nur als eine gute Mutter, aber auch als eine sehr edelsinnige Frau, eine wahrhaftige Adlige im Geiste und durch Erziehung sowie eine hervorragende Imkerin, die in Abwesenheit ihres Mannes die Gäste über den Bienenstand führte und interessante Ausführungen darbot. Dr. Angelo Dubini tat es leid, dass er Major von Hruschka nicht zu Hause antraf, aber es war ihm ein Trost, seine edle Ehefrau kennen lernen zu dürfen, die sich ebenfalls als begeisterte Imkerin erwies. Ausführlicher schreibt über die Ehefrau von Hruschkas ein anderer Besucher, Luigi Giani. Er schreibt der Redaktion:

„Von Hruschka war in Venedig. Die Franzosen haben jedoch recht, wenn sie behaupten, manchmal sei auch ein Unglücksfall zu etwas gut. Als ich nämlich ins Haus des Major von Hruschka geführt wurde, hatte ich die Ehre und das Glück, seine edle Ehefrau kennen zu lernen. Obwohl ich zu ungewöhnlicher Zeit eintraf, um sieben Uhr morgens, kam sie gerne, als sie erfuhr, dass jemand da sei, der mit ihrem Mann reden möchte. Und sie war mir eine liebenswerte Führerin durch den schönen Garten, in dem sich die Bienenstöcke des Majors befinden. Bei jedem Bienenstock teilte sie mir den Honigertrag mit. Die diesjährige Tracht sei außerordentlich und verspreche eine außergewöhnliche Ernte. Die Bienenhaltung auf beweglichen Waben sei angeblich der einzige Weg, von dem große Dinge zu erwarten seien…“ Frau von Hruschka überlebte ihren Ehemann. Sie war um fünf Jahre jünger und fünf Jahre nach ihm verstarb sie. Sie starb am 16. Januar 1893 um vier Uhr nachmittags im Alter von 69 Jahren, so wie ihr Ehemann. Sie verstarb in großer Armut. Am Ende ihres Lebens musste sie mit den Händen ihr täglich Brot verdienen. Sie starb in der Untermiete, im Palazzo Rizzi, in der gleichen Wohnung, in der fünf Jahre zuvor ihr Mann verstarb.

Die Kinder Hruschkas. Von links: Rosalie, Antonie, Friedrich, Marie. Fotografie aus dem Besitz der Töchter Hruschkas
DIE KINDER VON HRUSCHKAS

Die Eheleute von Hruschka hatten insgesamt fünf Kinder:

1. Der älteste Sohn Franz wurde am 12. November 1851 in Pula geboren. Mit dreizehn Jahren wurde er zur Erziehung in eine fremde Familie gegeben. Nach Mitteilung der Töchter von Hruschkas war er Postbeamter in Terst. Er starb kinderlos am 5. Mai 1922. Der Familie hat er sich völlig entfremdet.

2. Antonie, geboren in Venedig im Jahre 1852. Sie starb 1868 im Alter von 16 Jahren in Dolo.

3. Marie, geboren 1855 in Venedig. Sie wurde mit Emilio Moretti verheiratet und hatte einen Sohn (geb. 1882).

4. Friedrich, geboren am 18. Oktober 1857 in Legnago. Er war verheiratet mit Maria Binetti und hatte zwei Töchter, Sofie und Irene.

5. Die jüngste Tochter Rosalie wurde in Legnago im Jahre 1861 geboren. Sie wurde mit Carlo Rizzi, einem Handlungsreisenden, verheiratet. Sie hatten einen Sohn namens Georg.

Hruschkas Sohn Friedrich. Fotografie aus dem Besitz der Töchter Hruschkas

II. VON HRUSCHKAS WEITERES LEBEN
DER ZEITRAUM 1866 – 1867

Im Februar 1866 war von Hruschka noch in Legnago, denn von hier aus sandte er einen Beitrag an die Eichstätter Bienenzeitung. Im gleichen Jahr brach der österreichisch-italienische Krieg aus, nach welchem sein Wohnort an Italien ging. Wahrscheinlich zog er noch im Jahre 1866 nach Dolo um, denn einen Brief an die Eichstätter Zeitung, datiert auf den 12. Februar 1867, unterschrieb er mit „k. k. Major in Pension, Dolo bei Venedig“. So unterzeichnete er auch später.

Von Hruschkas Haus in Dolo, Contrada della Bassa No. 687, kann man sich aus der Beschreibung seiner zahlreichen Besucher vorstellen. Vor dem Haus, das einer Villa ähnlich war, war ein großer Garten. Das Ufer des Flusses Brenta bildete die Nordseite des Gartens und war mit einer Hecke bepflanzt. Auf dem Fluss hatte von Hruschka ein eigenes Boot, mit dem er in die Stadtmitte fuhr. Die Wege des Gartens waren von Reblauben gesäumt. Die Obstbäume waren einerseits in Baumreihen gepflanzt, andererseits auch einzeln in den Beeten. Im Garten gab es viele Rosen und andere Blumen, der Rest war mit Gemüse und Gartenfrüchten bestellt. Zierde des Gartens waren Bienenstöcke verschiedenster Formen, sowohl aufgestellt in drei Hauptgruppen als auch hier und da verstreut im Garten.

Die Fluglöcher der Bienenstöcke waren allesamt nach Osten gerichtet. Von Hruschka hat angeblich gesagt, dass die Bienen sehen möchten, wie die Sonne aufgeht. In der Villa hatte er seine Werkstatt, ausgestattet mit Werkzeugen zur Holz- und Metallverarbeitung. Außerdem gab es einen speziellen Raum, in dem er seine Vorträge bei den Imkerkursen hielt.

In Dolo war von Hruschka, wie es scheint, vollauf zufrieden. Es schmeichelte ihm, dass die Aufmerksamkeit der gesamten damaligen Imkerwelt schon allein deshalb auf sein neues Zuhause gerichtet war, weil Dolo keine halbe Stunde von Mira entfernt war, woher Dzierzon die ersten italienischen Bienen bekam. „Italien eignet sich besonders zum Imkern. Ich sage besonders, weil ich vor allem unsere Landschaft vor Augen habe, die schon allein dadurch historisch wurde, weil von hier die ersten italienischen Bienen nach Deutschland ausgeführt wurden,“ sagte er wörtlich während einem seiner Vorträge in Dolo im Jahre 1868.

Der österreichisch-italienische und der österreichisch-preußische Krieg unterbrachen zumindest vorübergehend die persönlichen Kontakte von Hruschkas mit den führenden Persönlichkeiten der damaligen Imkerwelt, die in Brünn so erfolgreich angeknüpft wurden. Die Versammlung, die 1866 in Darmstadt stattfinden sollte, wurde wegen des Krieges vertagt und fand wegen der chaotischen Verhältnisse auch im darauf folgenden Jahr nicht statt.

Von Hruschka verfiel jedoch nicht dem Müßiggang. Sein Bienenstand, der komplett mit beweglichen Waben ausgestattet war, war sicher eine gute Schule für die Anhänger des „alten Gesetzes“ (Bienenhaltung auf nicht beweglichem Wabenbau). Die zurückgebliebene italienische Imkerei, die nach Hruschkas eigenen Worten ein „Opfer des größten Aberglaubens, törichter Vorurteile und völliger Unwissenheit“ war, wurde gerade zu neuem Leben erweckt. Von Hruschka erzählte, dass aus der ganzen Provinz nicht nur einzelne Imker zu ihm kamen, sondern ganze Gesellschaften, um die Wunder der neuen Methode zu sehen. Die Mehrheit von ihnen hatte noch nie eine Königin gesehen, gar manche kannten noch nicht einmal Drohnen. Erstaunt schauten sie auf von Hruschka, der ohne jeden Schutz an der offenen Beute arbeitete oder ihnen in ihrem Versteck eine Brutwabe mit einer gerade Eier legenden Königin zeigte. Bald blühte die italienische Imkerei auf. Blättern wir durch die vergilbten Seiten der zwei ältesten italienischen Bienenzeitungen, so staunen wir, wie schnell es den Italienern gelang, die vernachlässigten Jahrzehnte gutzumachen, und wie bald sie eigene Wege beschritten. Von Hruschka, der zufälligerweise an der Wiege der modernen italienischen Imkerei stand, gehört zweifellos das Verdienst, dass er sowohl mit lebendigen Worten, als auch durch hervorragendes Beispiel den imkerlichen Fortschritt unterstützte, obgleich er erst viel später ins öffentliche Leben getreten ist.

Im Januar 1867 wurden die zwei ältesten Imkervereine in Italien gegründet: der Zentralverein für den Aufschwung der Imkerei in Mailand und der Imkerverein in Verona. Am 15. Februar 1867 erschien die erste Ausgabe der ältesten Imkerzeitung Italiens „L´ape italiana“. Sie wurde zweimal monatlich herausgegeben.

Über von Hruschka wissen wir aus dieser Zeit, dass er im Jahre 1866 sehr interessante Versuche mit einem Schwarm unternahm, der ganz frei, ohne Beute, nur unter einer einfachen Abdeckung aufgehängt war, die den Brutraum zumindest vor dem direkten Einfluss des Regens schützte. An den feuchtkalten Tagen des Spätherbstes brachte von Hruschka sie in einen kühlen, frostfreien Raum, in dem der Schwarm bei einer Temperatur von etwa 4° R ausgezeichnet überwinterte und auch dann noch in Ruhe dort saß, als die Bienen der am Bienenstand aufgestellten Bienenstöcke fleißig Pollen von den Haselnusssträuchern eintrugen. Vom 5. – 8. September 1867 veranstaltete der Mailänder Verein die erste Imkerausstellung in Italien. Von Hruschka hat jedoch nicht daran teilgenommen. Von den ausgestellten Exponaten soll besonders die Honigschleuder der Ingenieure Francesco und Carlo Clerici hervorgehoben werden, das erste Gerät italienischer Konstruktion, das weitaus einfacher, leichter und billiger war als das ursprüngliche Gerät von Hruschkas.

Im Jahre 1867 setzte von Hruschka seine Beobachtung des frei hängenden Bienenvolkes fort; auf Anregung des Generals Gorizzutti maß er die Temperatur im Brutbereich und im Futterbereich. Gleichzeitig maß er auch die Temperatur auf der letzten Wabe im Stock. Der frei hängende Schwarm ging im Winter an den Symptomen der Dysenterie ein. Die Beobachtung des Bienenvolkes ohne feste Beute brachte von Hruschka zur Überzeugung, dass ausreichend Luft eine wichtige Bedingung für eine erfolgreiche Überwinterung ist.

Ing. F. Clerici. Foto aus dem Archiv der Böhmischen Landeszentrale der Imkervereine
DAS JAHR 1868

Der Name von Hruschkas wurde währenddessen in der ganzen Imkerwelt bekannt. Wohl zu Recht schrieb der Pfarrer Bastian, dass sich von Hruschka mit seiner Erfindung einen der besten Plätze unter den Imkern aller Jahrhunderte errang. Der Imkerverein von Verona ernannte von Hruschka 1868 zum Ehrenmitglied. Die Baronin von Berlepsch wollte ihrem Ehemann zum Weihnachtsfest 1867 ein Album mit den Fotografien bedeutender Imker der Gegenwart widmen. Sie bat deshalb einige führende Imker, unter ihnen auch von Hruschka, um die Zusendung einer Fotografie. Von Hruschka entsprach bereitwillig dem Wunsch der Baronin. Es scheint so, als ob sich die Eheleute von Berlepsch bei von Hruschka schriftlich noch einmal besonders bedankten. Ihr Brief war wahrscheinlich die freudige Überraschung, über die er im Oktoberbrief an die Eichstätter Bienenzeitung schrieb: „Während ich diese Zeilen schrieb, wurde ich von einem sehr lieben Brief aus fernen Landen überrascht, endlich einmal auch höchst angenehm überrascht, und drücke hiermit dafür bereits jetzt einen besonders herzlichen Dank aus.“ Im Mai dieses Jahres hat von Hruschka Versuche mit der Begattung von Königinnen unternommen, die an einem Kokonfaden festgebunden waren.

Baron von Berlepsch. Foto aus dem Archiv der Böhmischen Landeszentrale der Imkervereine

In der Zeit vom 8. – 10. September 1868 fand die Versammlung der deutschen und österreichischen Imker in Darmstadt statt, die wie gewöhnlich mit einer Imkereiausstellung verbunden war. Von Hruschka nahm an beidem teil. Auf dem Programm der Versammlung stand als dreizehnter Punkt die Frage, ob der Bienenhaltung auf beweglichem Wabenbau oder auf unbeweglichem Wabenbau der Vorzug zu geben sei, und welche Bedeutung dabei dem von Major von Hruschka erfundenen Gerät zur Honiggewinnung zukomme. Der Referent zu dieser Frage fand sich nicht auf der Versammlung ein. In der Debatte proklamierte Pastor Köhler jedoch, dass der Imker durch die Einführung der beweglichen Waben einen Nutzen im Verhältnis von 1:2 ziehe, bei gleichzeitiger Verwendung der Honigschleuder läge der Vorteil bei einem Verhältnis von 1:4. Mit innigen und überzeugenden Worten sprach auch Pfarrer Bastian über die Honigschleuder, indem er verkündete, dass überall dort, wo sich die Dzierzon-Beute durchgesetzt habe, auch von Hruschkas Gerät Einzug halte, das sich in der ganzen zivilisierten Welt verbreitete. In die Debatte über die Gewinnung von Heidehonig griff auch von Hruschka ein. Er empfahl nicht, die Honigwaben im Wasser einzuweichen, wie zuvor Deichert; er schlug stattdessen vor, die Honigschleuder mit einer Spirituslampe aufzuwärmen. Er urteilte, dass es bei einer Temperatur von 24 – 30° R möglich sein müsse, jeden, auch kristallisierten Honig trocken auszuschleudern. Er wies darauf hin, dass die bisherigen Geräte eine relativ niedrige Drehzahl hätten, da bei schnellerer Bewegung die Waben brechen würden. In dieser Richtung habe er eine grundlegende Verbesserung des Geräts im Sinn. Die dritte Verbesserung des ursprünglichen Geräts bestehe darin, dass es in Zukunft nicht nötig sein werde, die Honigwaben gesondert zu entdeckeln. Wodurch von Hruschka das Entdeckeln ersetzen wollte, hat er auf der Versammlung nicht erklärt. Erst später verriet Dzierzon, dass von Hruschka an das Schmelzen der Verdeckelung mittels einer angewärmten Metallplatte dachte. Auf der Darmstädter Versammlung wurde das Vorbereitungskomitee für die Feier anlässlich des fünfundzwanzigjährigen Jubiläums der Eichstätter Bienenzeitung, das im kommenden Jahr 1869 stattfinden sollte, gewählt. Von Hruschka wurde zum Komiteemitglied gewählt. Auf dem Rückweg aus Darmstadt machte er in Bensheim Halt, wo er den bekannten Bienenstand und die Sammlung Kopps besichtigte. Danach besuchte er die Eheleute von Berlepsch. Baron von Berlepsch hatte einen Schlaganfall erlitten und erholte sich langsam von dem schweren Anfall.

Baronin Lina von Berlepsch. Foto aus dem Archiv der Böhmischen Landeszentrale der Imkervereine

Außerdem besuchte von Hruschka auf dem Rückweg von Darmstadt die landwirtschaftlich- gewerbliche Ausstellung in Verona. Die Ausstellung, zu der auch von Hruschka eingeladen wurde, fand im Palazzo communale statt und überraschte allgemein durch die Anzahl und die Qualität der ausgestellten Exponate. Von Hruschka erhielt eine lobende Anerkennung für die besten Methoden der Bienenhaltung und der Gewinnung von Bienenprodukten.

Auf der Herbstversammlung der Comizio agrario di Dolo hielt von Hruschka einen Vortrag über die Imkerei in Italien. In dem umfassenden, vielleicht seinem größten Vortrag, verwies er auf die Rückständigkeit der italienischen Imkerei im Vergleich zu anderen Ländern Mitteleuropas. Als Ursache machte er vor allem die Abwertung der Bienenprodukte aus. Der Honig werde durch kolonialen Zucker aus dem Verbrauch verdrängt, das Wachs durch Stearin und andere Ersatzstoffe. Und das, obwohl es in Italien außergewöhnlich gute Bedingungen für die Imkerei gäbe. Während in Mitteleuropa die gewinnbringende Imkerei eine Kunst, eine Wissenschaft sei, so sei sie in Italien höchstens Steckenpferd, Vergnügen oder Kurzweil. Als Beweis dafür führte er den hohen Preis für italienische Königinnen und auch die Anerkennung an, die den Produkten der italienischen Bienen bei internationalen Wettbewerben auf Ausstellungen in Paris, Wien oder Darmstadt beigemessen wurde. Als Hauptmaßnahme zur Verbesserung der italienischen Imkerei erachtete er vor allem eine gute theoretische Ausbildung, zweitens eine perfekte praktische Unterweisung. Er empfahl deshalb, theoretisch-praktische Imkerkurse zu veranstalten, so wie er sie selbst mit sehr gutem Erfolg noch während seines Aufenthaltes in Legnago veranstaltet habe. Er sei überzeugt, dass dem imkerlichen Fortschritt am meisten die Unterstützung der staatlichen Ämter und landwirtschaftlichen Vereinigungen zuträglich sei, in gleichem Maße wie Unterweisung und das gute Beispiel der Intelligenz, besonders der Lehrer und Geistlichen. Er endete mit dem Hinweis auf den tiefen materiellen und moralischen Nutzen, den nicht nur Einzelpersonen, sondern auch die gesamte Nation aus der Imkerei ziehen würden.

Unmittelbar nach seinem Vortrag gibt die Comizio agrario di Dolo eine Erklärung heraus, in der sie auf die Bereitschaft von Hruschkas hinweist, bei der Veranstaltung von öffentlichen Imkerkursen behilflich zu sein, und darauf hofft, dass diese Gelegenheit von zahlreichen Zuhörern genutzt wird. Ende des Jahres 1868 fand in Mailand die zweite Imkereiausstellung statt, zu der von Hruschka eingeladen wurde. Bei dieser Gelegenheit besuchte er nach Jahren wieder Mailand, wo er seine militärische Karriere begonnen hatte. Über die Ausstellung verfasste er dann eine umfangreiche Rezension für die Eichstätter Bienenzeitung, die später von C. Mancini für die italienische Zeitschrift Apicoltore übersetzt wurde. Auf der Ausstellung gab es unter anderem ein Tableau mit den Bildern der neun bedeutendsten Imker, unter welchen sich auch ein Bild von Hruschkas befand. Die Mailänder Ausstellung wurde mit einem herzlichen Festessen beendet, das die ortsansässigen Imker zu Ehren der auswärtigen Besucher der Ausstellung veranstalteten, besonders für Major von Hruschka.

DAS JAHR 1869

Anfang Februar dieses Jahres schickte von Hruschka ein Referat über die Ausstellung in Mailand an die Redaktion der Eichstätter Bienenzeitung, auf Ende des Monats ist sein Artikel über künstliche Mittelwände datiert, der in beiden italienischen Zeitschriften abgedruckt und später auch eigenständig herausgegeben wurde, und zwar als Unterweisung über Mittelwände, deren Herstellung von Hruschka unterdessen eingeführt hatte.

Im Frühling des gleichen Jahres wurden in Dolo Imkerkurse abgehalten. Die Redaktion der Zeitschrift Apicoltore teilt bereits in der Februarausgabe mit, dass zwei landwirtschaftliche Vereinigungen, die in Dolo und in Ivrea, öffentliche Imkerkurse veranstalten werden, und zwar in Dolo auf von Hruschkas Anregung hin, in Ivrei dank des Entgegenkommens des Marquis Balsamo-Crivelli. Und Anfang April verkündet der Vorstand der landwirtschaftlichen Vereinigung in Dolo, dass laut Beschluss vom 30. Oktober des vergangenen Jahres die theoretisch-praktischen Imkerkurse im Domizil des Majors von Hruschka in Dolo stattfinden werden. An den Kursen können alle Imker ohne Rücksicht auf gesellschaftlichen Rang, Bildung, Alter und Geschlecht teilnehmen. Die theoretischen Kurse werden vom 15. – 30. April von 9 – 12 Uhr jeden Sonntag und jeden Donnerstag veranstaltet. Die praktischen Kurse finden täglich vom 1. Mai bis zum Ende der Frühjahrsarbeiten immer ab neun Uhr vormittags am Bienenstand des Majors von Hruschka statt. Das Jahr 1869 war nach von Hruschkas Mitteilungen außergewöhnlich günstig. Im Sommer beobachtete er bei einem seiner Bienenvölker, das er jedoch am dicht besetzten Bienenstand nicht identifizieren konnte, gynandromorphe Bienen, die zwar Arbeiterinnen ähnlich waren, die jedoch anstelle des Stachels die Geschlechtsorgane von Drohnen hatten. Er setzte ebenso seine Versuche mit der Begattung von festgebundenen Königinnen fort, die jedoch keinen Erfolg zeigten. Er beobachtete außerdem ein drohnenbrütiges Volk und stellte fest, dass er auf jeder Wabenseite mindestens 5 – 6 Drohnenmütterchen gesehen hat. Er erprobte eine neue, sehr einfache und dabei ungewöhnlich erfolgreiche Methode des Zusetzens von Königinnen. Im Jahre 1869 hatte er, ähnlich wie in den vorangegangenen Jahren, ein Bienenvolk, das nur unter einer einfachen Abdeckung aufgehängt war und das besser gedieh als die Bienenvölker, die in Beuten lebten. In diesem Jahr verwendete er in größerem Maße die künstlichen Mittelwände, die er bei Dummler in Homburg gekauft hatte, und mit denen er sehr zufrieden war. Des Weiteren wurde er zum Vorsitzenden der neu gegründeten Imkereigenossenschaft in der Nachbarstadt Mira gewählt. Am 18. August dieses Jahres legte er den Grundstein für ein großes gemauertes Bienenhaus, das für 400 Völker projektiert war. Wortwörtlich fügte er hinzu, dass dies zur Feier des heutigen Tages geschehe. In diesem Jahr kaufte er zwei original ägyptische Bienenvölker und wartete ungeduldig auf ihre Anlieferung.

Marquis M. Balsamo-Crivelli. Foto aus dem Archiv der Böhmischen Landeszentrale der Imkervereine

In diesem Jahr nahm von Hruschka an der Wanderversammlung der deutschen Imker in Nürnberg teil. Zwei Tage vor der Abfahrt entschied er sich, auch sein frei hängendes Bienenvolk auszustellen, das sich bis zu dieser Zeit so entwickelt hatte, dass es mit dem einfachen Gerüst und den ausgebauten Waben volle 42 Pfund wog. Für die Fahrt setzte er es in eine extra dafür konstruierte Transportkiste um. Die Fahrt, die zu damaligen Verkehrsverhältnissen volle vier Tage dauerte, war jedoch äußerst anstrengend. Auf der Fahrt musste er zwölfmal umsteigen und das Eisenbahnpersonal machte ihm einige überflüssige Probleme. Der Schwarm verlor im Eiswind, der von den verschneiten Alpen wehte, in den kalten Nächten und dem Dauerregen fast die Hälfte seiner Bienen. Trotzdem wurde er am 13. September, dem Vorabend der Versammlung, glücklich zur Ausstellung gebracht und war in den folgenden Tagen Gegenstand der allgemeinen Bewunderung.

Im Teilnehmerverzeichnis der Versammlung ist von Hruschka als Vertreter der imkerlichen Aktiengesellschaft in Mira eingetragen. Die Versammlung wurde mit einer sehr herzlichen Feier anlässlich des fünfundzwanzigjährigen Jubiläums der Eichstätter Bienenzeitung eingeleitet.

Bei der Erörterung der Tagesordnung der Versammlung griff auch von Hruschka mehrfach in die Debatte ein. So schon bei der ersten Frage, der Bedeutung von fremden Rassen, trat er als Verteidiger der italienischen Bienen auf und wies auf die Unzulänglichkeiten der schwarzen Biene in den klimatischen Verhältnissen Norditaliens hin. Auf der Tagesordnung der Versammlung stand ebenso die Frage der Bedeutung der Erfindung von Hruschkas auf die Größe und die Ausstattung der Beuten, über die Dzierzon persönlich referierte. Er meinte, dass bei der Anwendung von Hruschkas Gerät kein extra Honigraum nötig sei und dass auch kleinere Beuten angefertigt werden könnten. Es müsse auch nicht darauf geachtet werden, dass die Bienen den Honig nur in den neuen Wabenbau eintragen, da der Honig aus alten Waben bei der Schleuderung genauso rein sei. Die alten Waben seien fester und ließen sich einfacher schleudern. Dzierzons Ausführungen wurden ohne Debatte angenommen.

Hruschka, Dzierzon und Andr. Schmid. Foto aus dem Archiv der Böhmischen Landeszentrale der Imkervereine

Als sechster Tagesordnungspunkt stand die Frage an, wie man am günstigsten und sichersten Königinnen zusetzen kann. Das Referat übernahm von Hruschka. Er empfahl, das Bienenvolk und die Königin mit Pfefferminzauszug zu bespritzen und die Königin ohne Aufschub zuzusetzen.

Ende September war von Hruschka zurück in Italien, denn am 23. September besuchte er die Ausstellung in Padua, wo er vor den versammelten Imkern ein Bienenvolk aus einer gewöhnlichen einheimischen Beute (mit unbeweglichem Wabenbau) in eine Beute seiner eigenen Erfindung umsetzte. Am 28. September hielt er in Padua einen Vortrag über fortschrittliche Imkerei und nach dem Vortrag setzte er wieder ein Bienenvolk aus einer einheimischen Beute in eine Beute mit beweglichem Wabenbau um.

Vom 26. September bis 3. Oktober fand die zweite Ausstellung des Imkervereins von Verona statt, diesmal in San Bonifacio, wo sie im Laientheater und dem dazugehörigen Garten abgehalten wurde. Von Hruschka wurde auf die Ausstellung eingeladen und bekam eine lobende Anerkennung für die lebendigen Impulse, die er der rationellen Imkerei in der Provinz von Venedig in Wort und Beispiel gegeben hat.

Im Sommer dieses Jahres wurde von Hruschka von Herrn Flachenecker, einem Imker aus Zirndorf bei Nürnberg, aufgesucht. Er war der erste deutsche Imker, der auf Hruschkas Bienenstand kam. Von Hruschka hat sich über diesen Besuch aufrichtig gefreut.

Vom 2. – 8. Dezember fanden die Ausstellung und die Versammlung der Imker von Mailand statt. Die Ausstellung nahm diesmal ganze vier Säle des Technischen Instituts ein. Ausgestellt wurden Beuten (allesamt mit beweglichen Waben), Honigschleudern, lebendige Bienenvölker, mikroskopische Präparate sowie Bienenprodukte und deren Erzeugnisse. Nach der Ausstellung fand nach deutschem Beispiel eine Ausstellungslotterie statt. Gleichzeitig mit der Ausstellung fand vom 6. – 9. Dezember die Imkerversammlung statt. Von Hruschka erschien auf der Ausstellung als Vertreter des ständigen Vorstands der Vereinigung deutscher Imker und war Mitglied der Ausstellungjury. Am ersten Versammlungstag wurde ein einheitliches Rähmchenmaß festgelegt, das von Hruschka bereits vor einem Jahr leidenschaftlich empfohlen hatte, und zwar 30 cm. Das Maß war für ganz Italien verbindlich.

Am 8. Dezember hielt er auf der Versammlung einen Vortrag über die Bedingungen für eine gute Überwinterung, über Königinnen, Kunstschwärme und natürliche Schwärme, über Drohnen und Faulbrut. Die Ausstellung wurde wieder mit einem gemeinsamen Festessen beendet, das zu Ehren von Hruschkas und Sartori gegeben wurde.

DER ZEITRAUM 1870 – 1873

Im März des Jahres 1870 wurde von Hruschka zum korrespondierenden Mitglied der Mailänder Assoziazione centrale ernannt. Im Sommer des gleichen Jahres besuchte Karl Gatter, ein praktischer Imker aus Wien, von Hruschka und hinterließ in der Eichstätter Bienenzeitung eine ausführliche Abhandlung über seine Reise. Die Wanderversammlung der deutschen Imker fand im Jahre 1870 wegen des deutsch-französischen Krieges nicht statt. Über eine öffentliche Tätigkeit von Hruschkas gibt es ab hier nur sehr wenige Belege. An der Versammlung in Kiel im Jahre 1871 nahm er nicht teil, zur Versammlung in Salzburg, wo er über seine seit 1867 gesammelten Erfahrungen mit dem Luftmangel während der Überwinterung reden sollte, kam er zu spät, so dass diese Frage gar nicht diskutiert wurde. In Salzburg traf von Hruschka den böhmischen Imker Alois Thuma, der vom Imkerverein in Chrudim dorthin gesandt wurde. Über sein Treffen mit Hruschka schreibt er in der Zeitung Včelař (Imker): „Nach einer Weile setzten er sich zu uns (Thuma saß in Gesellschaft des Grafen Rudolf von Kolovrat-Krakau) der kranke Baron von Berlepsch mit seiner Ehefrau, einer fröhlichen Imkerin, und der Major von Hruschka, der Erfinder der Honigschleuder…“. Beim gemeinsamen Festessen wurde ein Toast auf von Hruschka ausgebracht. Der Veranstalter der Versammlung bekam 12 silberne Staatsmedaillen, die laut Beschluss des Vorstands an die zwölf bedeutendsten Imker verteilt werden sollten, unter ihnen auch von Hruschka. Das ist aber auch die letzte Erwähnung von Hruschkas, der von diesem Moment an wie vom Erdboden verschluckt scheint. Der Imkermeister des Handelsbetriebs von Hruschkas, Angelo Lettame, inseriert zwar noch im Jahre 1872, und 1873 schickt er an die Weltausstellung in Wien zwei italienische Königinnen, aber das sind die letzten Nachrichten aus Hruschkas Betrieb.

Karel Gatter. Foto aus dem Archiv der Böhmischen Landeszentrale der Imkervereine
Hruschka gegen Ende seiner öffentlichen Tätigkeit. Foto aus dem Archiv der Böhmischen Landeszentrale der Imkervereine
Hruschka während der letzten Jahre seines Lebens. Fotografie aus dem Besitz der Töchter Hruschkas

III. HRUSCHKAS LEBENSENDE

Wie sich bereits aus den vorangegangenen Absätzen ersehen lässt, ist das Jahr 1873 ein Wendepunkt in Hruschkas Leben. Von Hruschkas Handelsbetrieb wird zwar noch in diesem Jahr auf die Weltausstellung in Wien eingeladen, aber das ist die letzte Nachricht von Hruschka und seiner Imkerei. Von Hruschka verliess in diesem Jahr Dolo und zog nach Venedig um, wo er ebenfalls ein Haus besass, den Palazzo Brandolin-Rota, den seine Frau als Mitgift in die Ehe brachte. In Venedig hielt von Hruschka wenigstens anfangs noch ein paar Bienenvölker. Seine restlichen Bienenvölker hat von Hruschka verschenkt. Aus Venedig kam er zwar manchmal nach Dolo, aber an den Bienen verlor er jegliches Interesse. „Er besucht keine Imkerversammlungen mehr und schreibt nicht in Fachzeitschriften. Das Glück, das ihm so wohlgesonnen war, hat ihn verlassen.“

Im Palazzo Brandolin-Rota in Venedig richtete von Hruschka ein Hotel ein, das er vermietete. Und das war wohl die Ursache für sein tragisches Lebensende. Durch unzuverlässige Mieter und wahrscheinlich auch durch die weniger günstige Lage des Hauses geriet von Hruschka in den Ruin, von dem er sich nicht mehr erholte. Um seinen Betrieb zu retten, verkaufte er 1880 sein Gut in Dolo, er verpfändete auch einen Teil seiner Rente; aber all seine Opfer waren umsonst. Das Haus von Hruschkas wurde in einer Auktion versteigert, von Hruschka zieht zur Untermiete in den Palazzo Rizzi ein, wo er auch verstirbt. Aus Not verkaufte er alles, was er hatte, auch die Goldmedaille, die er auf der zweiten italienischen Imkerversammlung in Florenz für die Erfindung der Honigschleuder bekommen hatte.

„Die traurigen Tage des Alters sind gekommen, die Ernüchterung, die schweren Sorgen, das tägliche und unaufhörliche Ringen um die bloße Existenz, das nur durch die Liebe seiner Angehörigen gemildert wird, bis der Tod sein der Arbeit geweihtes Leben beendet.“ Von Hruschka wurde zum verschlossenen Einzelgänger; in den letzten sechs Jahren ging er nicht mehr aus dem Haus und auch seine Kinder ließ er nicht hinaus. Er starb am 8. Mai 1888 in den frühen Morgenstunden in seiner Wohnung im Palazzo Rizzi in Venedig. Todesursache war eine Angina pectoris. Von Hruschkas Begräbnis wurde von Militärmusik begleitet und fand am 11. Mai 1888 unter großer Beteiligung der Bürgerschaft sowie militärischer und ziviler Würdenträger statt. Sein Grab wurde weder mit einer Aufschrift oder noch einem Gedenkstein gekennzeichnet; nach zehn Jahren wurde es entfernt und von Hruschkas Gebeine wurden in einem gemeinsamen Schacht beerdigt.

Das ist das Schicksal großer Erfinder...

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